Kleiner Blick zurück – Streifzug durch die Geschichte der Fränkischen Schweiz

Die eine Geschichte der Fränkischen Schweiz gibt es nicht, da die Region nie ein geschlossener historischer und politischer Raum war. Über die Jahrtausende finden sich aber viele verschiedene Geschichten zu den Menschen, Orten und Bauwerken, die es wert sind, erzählt zu werden.

Erste Heimat „Walberla“

Das „Walberla“, wie der eindrucksvolle Tafelberg Ehrenbürg bei Forchheim landläufig genannt wird, weist die wohl ältesten Spuren einer Kolonie auf. Bereits in der Frühen Jungsteinzeit um etwa 4000 v. Chr. lebten hier Menschen. Im Laufe der Jahrhunderte bauten die Bewohner ihre Lager mehr und mehr aus. Eine befestigte Siedlungsstadt, die vermutlich die gesamte Hügelkuppe umfasste, lässt sich zur Keltenzeit nachweisen.

Der große „Aufbruch“ – die Zeit der Völkerwanderung in der Fränkischen Schweiz

Der unvergleichliche Kabarettist Bruno Jonas beschrieb es einmal so: Die Bajuwaren entstanden aus den „Fußkranken“, die bei der Völkerwanderung nicht mehr weiterkonnten…. Nun gehörte das Gebiet der Fränkischen Schweiz zu dieser Zeit noch nicht zu Bayern, doch auch hier blieben einige der durchziehenden Stämme – für eine begrenzte Zeit oder für immer. Die Markomannen und die Thüringer folgten auf die Kelten; danach kamen die Franken, die außer den ersten schriftlichen Zeugnissen eine Reihe von befestigten Siedlungen hinterließen. Unter anderem entstand im heutigen Forchheim sogar ein fränkischer Königshof. der sich angeblich bis zu Karl Martell zurückverfolgen ließ (ca. 690 – 741 n. Chr.). Schließlich wanderten aus dem Sorbenland Slawen ein, ließen sich nieder und wohnten – mehr oder weniger friedlich – mit den verschiedenen Volksgruppen zusammen.

Walberla
Das "Walberla"
Fränkische Schweiz Museum in Tüchersfeld

Reiche Städte und arme Bauern

Wie früher überall in den ländlichen Gegenden arbeiteten die einfachen Menschen in den Dörfern hart, bestellten ihre Felder und versuchten, ihre Familien zu ernähren. In dieses „alltägliche“ Leben bietet uns das Fränkische Schweiz Museum in Tüchersfeld einen eindrucksvollen Blick. Geschichte im eigentlichen Sinne wurde woanders geschrieben.
Das Gebiet der heutigen Fränkischen Schweiz wird begrenzt von großen und historisch bedeutsameren Städten wie Bayreuth, Nürnberg, Forchheim und Bamberg. Deren Aufstieg und Werdegang beeinflusste auch das Gebiet der Fränkischen Schweiz. Herrschergeschlechter eroberten Territorien, bauten sich Burgen – und ließen die Bauern für sich arbeiten. Einflussreich und prägend waren die Schlüsselberger, denen die Region eines ihrer Wahrzeichen, die heutige Burgruine Neideck, verdankt.
Die weitere Geschichte war vor allem eine kriegerische. Bis ins 18. Jahrhundert hinein bestimmten Schlachten und Feldzüge das Geschehen. Hussitensturm und Bauernkriege; Dreißigjähriger und Siebenjähriger Krieg zogen über das Land. Sie verwandelten viele der einst etwa 190 Burgen der Fränkischen Schweiz in Ruinen sowie zahlreiche Dörfer in Wüstungen.

Ab 1802 – aus Franken werden Bayern

Mit der Säkularisation kommt das Gebiet mit ganz Franken zu Bayern.
Um diese Zeit taucht immer häufiger der Begriff „Schweiz“ in Dokumenten und Briefen auf. Die ersten „Touristen“ bereisten die Region. Die bekanntesten sicher die beiden Studenten Tieck und Wackenroder, deren Beschreibungen des „Muggendorfer Gebürgs“ großen Anklang fand. Die Eisenbahn erschloss die Fränkische Schweiz und machte sie als Kur- und Urlaubsregion immer beliebter.
Aber wie überall in Deutschland zogen auch hier dunkle Schatten auf. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg blieben viele Bauernsöhne auf den Schlachtfeldern in Frankreich und Russland. Der Nationalsozialismus spaltete die Dorfgemeinschaften und Familien; in Pottenstein existierte ein Außenlager des KZ Flossenbürg und das jüdische Leben wurde nahezu ausgelöscht. Auch dieses schwierigen Themas nimmt sich das Fränkische Schweiz Museum in Tüchersfeld mit interessanten Exponaten an.

Die „Lutherischen“ kommen in die Fränkische Schweiz – die Zeit nach 1945

Die Flüchtlingswelle nach dem Krieg brachte nicht nur „Migranten“ und mit ihnen die üblichen Vorurteile und Probleme. Sie führte jetzt „lutherische“ - evangelische Neubürger in größerer Zahl in die überwiegend katholisch geprägte Fränkische Schweiz. Das Zusammenleben gestaltete sich anfangs schwierig. Freundschaften oder gar Ehen kamen erst nach und nach zustande. Unvorstellbar in der heutigen Zeit, doch so war es tatsächlich, wie wir aus Erzählungen unserer Eltern und Großeltern anschaulich erfuhren.

Eindrucksvolle Fachwerkgebäude des Fränkischen Schweiz Museums

Einen tiefen Einschnitt für die Region bedeutete die bayerische Gebietsreform im Jahr 1972. Kleine Landkreise (wie etwa Ebermannstadt oder Pegnitz) wurden aufgelöst und gingen in den größeren Kreisen auf. Das gelang nicht ohne Widerstände. Seither läuft die Verwaltung über Bayreuth, Bamberg und Forchheim.
Zur politischen Einheit wurde die Fränkische Schweiz dadurch nicht. Doch mittlerweile entwickelt unsere schöne Heimat eine besondere Identität als lebens- und liebenswerte Freizeit beziehungsweise Genussregion – das neueste Kapitel der langen Geschichte.

Die hier lebenden Menschen sind stolz auf ihre „Fränkische“!

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